"Aggressiv"
- marionhoeft
- 6. Juni
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 7. Juni

Gefühlt mehren sich die Berichte über aggressive Hund und auch über Hunde, die außer Kontrolle geraten sind .
Auch ich bekomme vermehrt Anfragen, weil der Hund aggressiv geworden ist. Was mich erstaunt ist die häufig mit der Bitte um Unterstützung gestellte Frage: „machen Sie das?", weil die Betroffenen bereits mehrere Absagen von Hundeschulen/Hundetrainern bekommen haben.
Vor Ort erlebe ich meist etwas anderes. Ich sehe völlig verunsicherte Hunde, die orientierungslos und außerhalb jeglicher Führung durch den Menschen sich selbst überlassen und mit ihrer Situation hoffnungslos überfordert sind.
Bereits bei meinem Eintreffen sprechen die Hunde eine mehr als deutliche Sprache. Sie teilen mir eindrucksvoll mit, was sie von mir halten - nämlich nichts. Diese klare Ansage der Hunde zu ignorieren, könnte in der Tat schmerzhafte Konsequenzen für mich haben und das Schicksal der Hunde besiegeln.
Viele betroffene Menschen haben ihren Hunden Kommandos beigebracht aber schnell gemerkt, dass sich das für uns problematische Verhalten nicht mit einem Wort abstellen lässt. Trotz Nein! oder Sitz! werden Besucher am Eintreten des Hauses gehindert und die Menschen haben alle Mühe, ihre Hunde zu halten.
Dass hier kein Kommando für Abhilfe sorgen kann verwundert nicht. Wer lediglich versucht, die Symptome in den Griff zu bekommen, trainiert an der Ursache vorbei. Viele Halter berichten, dass sich das aggressive Verhalten ihrer Hunde nach einer kurzzeitigen Besserung sogar noch gesteigert hat.
Wer nun meint, dass solch ein Hund die Dominanz eines Menschen spüren muss oder irgendwelche Unterordnungsrituale anwendet, wird schnell an seine Grenzen kommen. Er verkennt, dass Hund nicht gleich Hund und Aggression nicht gleich Aggression ist. Er übersieht, dass man besonders bei unsicheren Hunden sehr behutsam vorgehen muss. Die Warnungen solcher Hunde kommen meist sehr früh und diese gilt es zu erkennen, um respektvoll mit dem Hund umgehen zu können. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, es beginnt mit diesem einen speziellen Blick.
Bei diesen Hunden muss man in ihrem Tempo gehen. Man muss auf ihre Kommunikation achten und die Warnungen erkennen. Dazu braucht es Zeit, Ruhe und viel Geduld. Gleichzeitig muss man den Menschen „Führungswerkzeuge" an die Hand geben, damit sie ihren Hunden in diesen für sie bedrohlichen Situationen helfen können.
Die meisten als aggressiv bezeichneten Hunde in meiner Arbeit sind weder aggressiv noch gefährlich. Sie tun was ein Hund in dieser Situation aus seiner Sicht tun muss, weil die Menschen passiv bleiben und keine Entscheidungen treffen.
Hier ist der Mensch gefordert Hund zu lernen. Der Mensch muss lernen, seinen Hund zu lesen und zu verstehen, um mit diesem hundetypischen Verhalten umgehen zu können.
Grundlage um diesen Hunden aus ihrem Verhalten heraushelfen zu können, ist das „Warum" zu erkennen.
Aggressionen können viele Ursachen, darunter auch eine Erkrankung, haben. Wenn das Wort „aggressiv" fällt, gilt es daher sehr genau hinzusehen. Achtet man nur auf das sichtbare Verhalten des Hundes, ist der Stempel „gefährlich" schnell aufgedrückt. Richtet man seinen Blick aber auf die innere Haltung des Hundes, kann man die Ursache erkennen und Lösungswege für Mensch und Hund finden.
Der häufigste Auslöser für Aggressionen aber ist der Mensch, der die Sprache seines Hundes nicht versteht, seine Bedürfnisse ignoriert und meint, man könne natürliche hündische Verhaltensweisen „mal eben" abtrainieren.
Sollten sich die ersten Anzeichen von Aggressionen bei Ihrem Hund bemerkbar machen, holen Sie sich bitte rechtzeitig kompetente Hilfe. Durch Abwarten oder unsinnige Trainingsmethoden wird sich die Aggression weiter steigern und der Hund zu einer zunehmenden Gefahr werden.
Bei zu Aggressionen neigenden Hunden, kann man nur immer wieder die Verwendung eines Maulkorbs empfehlen. Auch wenn dieser das Heilehundeweltbild vieler Menschen stört, kann er Leben retten! Wer Optik über Verantwortung stellt, handelt aus meiner Sicht grob fahrlässig.
Besonders ängstliche oder unsichere Hunde brauchen Menschen an ihrer Seite, die ihnen Orientierung geben und Sicherheit vermitteln, damit sie in einer für sie beängstigenden Umgebung bestehen können.
Ich bleibe dabei: Erst wenn der Mensch sich ändert, ändert sich auch sein Hund! - denn „Hinter der Leine geht es weiter"
©️Marion Höft
PS: Auch dieser Beitrag ist, wie alle meine Beiträge, frei von jeglicher KI. Es sind meine Gedanken, meine Worte und auch meine Überzeugungen und Erfahrungen!
