
Marion Höft
Hundetrainerin - Problemhundtherapeutin - Autorin
Hundetraining, Hundeschule, Seminare und Coaching für Mensch und Hund
Marion Höft
Hundetrainerin - Problemhundtherapeutin - Autorin
Hundetraining, Hundeschule, Seminare und Coaching für Mensch und Hund
Ursache und Wirkung
Ursache und Wirkung
Ein altes Sprichwort sagt, wie man im Wald rein ruft so hallt es zurück. Denn schon unsere Vorfahren wussten, dass Beziehungen auf Ursache und Wirkung beruhen, und zwar immer.
Durch das, was man modern oder fortschrittlich nennt, haben wir aber verlernt oder hat man uns verlernt, auf das Wesentliche zu achten oder gar wahrzunehmen. Mit dem Siegeszug der Smartphones wurde unsere Kommunikation technisiert und immer weiter verkürzt. Wurde zu Beginn immerhin noch in ganzen Sätzen geschrieben, wurden aus Sätzen Kürzel und die Kommunikation endete mit Emojis.
Indem man die Menschen ins WWW verfrachtet hat, haben sie verlernt, was Kommunikation wirklich bedeutet. Sie haben verlernt, über welche enormen Kommunikationsmittel der Mensch verfügt und vor allem wissen viele heute nicht mehr, was Kommunikation wirklich ist. Tauscht man Worte aus, schickt man Informationen hin und her, mehr nicht. Fragen wir z.B. jemanden, wie es ihm geht bekommen wir als Antwort „gut“. Ob dies aber der Wahrheit entspricht, können wir über einen Messenger Dienst nicht erkennen, aber im direkten Austausch. An der Körperhaltung und feinster Mimik können wir die Wahrheit erkennen, wenn wir denn wollten. Vielen Menschen reicht es heutzutage, wenn sie hören oder lesen, was sie wollten und sie schalten wieder ab. Die Wahrheit hinter diesem einen Wort interessiert nicht. Viele Menschen sind durch die Technisierung schlichtweg abgestumpft und ihre Sinne sind verkümmert.
Dass viele Menschen nicht mehr miteinander kommunizieren können, können wir auch in unserem Alltag sehr gut beobachten. Menschen schauen sich kaum noch in die Augen oder starren selbst währen einer Unterhaltung, oder das, was davon übrig geblieben ist, in ihr Handy. Kurios wird es, wenn mehrere Menschen an einem Tisch sitzen und jeder sein Handy in der Hand hat und allenfalls irgendwelche Kürzel hin und her geworfen werden. Auch hier können wir sehr gut Ursache und Wirkung beobachten. Nimmt der erste sein Handy in die Hand, folgen die anderen meist automatisch.
Dass die Menschen dabei innerlich erkalten und vereinsamen überrascht nicht. Menschen sind immer noch, trotz allem technischen Fortschritt, soziale Wesen und leben von einem Miteinander. Dieses Miteinander, der körperliche Kontakt und die Resonanz sind die Grundlage unseres Wohlbefindens. Dieses Miteinander hat uns Menschen aneinander wachsen und lernen lassen. Denn auch für uns Menschen gilt, dass Mensch nicht gleich Mensch ist. Jeder hat seine Stärken, Schwächen und auch Kompetenzen, und das ist gut so. So konnten wir uns entwickeln und jeder seinen Teil dazu beitragen, dass aus Einzelgängern eine Gemeinschaft wurde. Wir erkennen dies z.B. an den vielen verschiedenen Handwerksberufen. Erst wenn diese Handwerker zusammenarbeiten, kann ein Haus entstehen, das auch so manchen Sturm standhält.
Bei unseren Hunden können wir sehr gut beobachten, was Kommunikation wirklich ist, wie wirklich kommuniziert wird und welche Auswirkungen das Ursache und Wirkung Prinzip hat. Wenn wir genau hinsehen, erkennen wir, wie wenig über Laute und wie viel über Körpersprache mitgeteilt wird. Diese Körpersprache aber resultiert aus einer inneren Haltung, die niemals lügt, die man niemals imitieren kann. Unsicherheit kann man vielleicht im Außen überspielen, im Inneren aber niemals. Daher sind Schauspieler sehr schnell zu durchschauen, wenn man hinsieht und, die Signale wahrnimmt und sich nicht von einem lauten Auftreten oder teurer Kleidung ablenken oder gar beeindrucken lässt.
Das Internet ist eine tolle Erfindung, gar keine Frage. Dort finden wir Antworten auf viele unserer Fragen und können mit Menschen aus der ganzen Welt in Kontakt kommen. Doch auch hier gilt, dass die Menge das Gift macht. Viele Menschen können nicht mehr abschalten und sind der digitalen Welt verfallen. Besonders die Zeit des Homeoffice hat aufgezeigt, was Vereinsamung und lediglich digitale Kontakte aus uns Menschen macht und vor allem, dass es entgegen unserer Natur ist. Viele Menschen hat diese angeordnete Vereinsamung an die Grenze ihrer psychischen Belastbarkeit gebracht und viele sind krank geworden. Besonders unsere Kinder haben sehr unter den Kontaktverboten gelitten und bei vielen wird dies bleibende Schäden hinterlassen. Dies hat uns mehr als deutlich aufgezeigt, dass wir Menschen soziale Wesen sind und Kontakte und direkte Kommunikation für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden benötigen.
Wieder andere haben sich durch die Vielfalt der Informationen verunsichern lassen und entscheiden erst nach „Rücksprache“ mit z.B. Hundetrainer Google oder Doktor Google usw. Die vielen perfekten Menschen, perfekt trainierte Hunde oder perfekt erzogenen Kinder lassen einem schnell wie einen Versager aussehen und der Ehrgeiz ist geweckt, diesem Perfektionismus hinterherzulaufen und sich selber dabei zu verlieren.
Meine Überzeugung ist, dass Hunde in unser Leben kommen, um uns etwas beizubringen. Was genau das ist, muss jeder für sich selbst herausfinden. Trainer, Psychologen oder wer auch immer sollten bei dieser Suche eine Stütze sein, aber niemals mit erhobenen Zeigefinger den Weg vorgeben. Für jeden wird es etwas anderes sein, was es gilt, wiederzuentdecken. Seien es Träume die man nicht gelebt hat, Wünsche, die man sich nicht erfüllt hat oder alte Stärken, die eingeschlafen sind.
Durch unsere Hunde können wir wieder zu uns selber finden. Hunde erden uns und zeigen uns manchmal auch erschreckend deutlich unsere Fehler auf. Besonders unsere Hunde lehren uns, dass Beziehungen Ursache und Wirkung sind. Sie nehmen sofort wahr, wenn wir unsicher, ängstlich oder gar wütend sind und reagieren entsprechend. Sie bemerken sofort, wenn wir beim Gassi lediglich mit unserer Hülle dabei sind, unsere Gedanken aber ganz woanders sind. Sie reagieren, wenn wir hektisch sind und wollen uns zur Ruhe bringen oder wollen uns trösten, wenn wir traurig sind.
Wenn wir wieder achtsamer, auch mit uns, werden erkennen wir, wie auch unser Umfeld auf uns reagiert und auch, wie wir auf unser Umfeld reagieren. Dies geschieht meist unbewusst und wir haben keinen Einfluss auf diese Reaktionen. Es sind unsere untrüglichen Instinkte, die sprechen und uns so viel mehr mitteilen lassen, als Worte es jemals könnten. Dann können wir erkennen, dass es meist nicht unser Partner, unser Kind oder unser Hund ist, der nicht funktioniert, sondern dass wir es sind, die aus ihrem Gleichgewicht geraten sind.
Diese Achtsamkeit und die Wahrnehmung der Realität ermöglicht es uns, die Ursachen für manches vermeintliche Fehlverhalten zu erkennen und diese abzustellen, anstatt sich an den Symptomen abzumühen und so mancher falscher Versprechung hinterherzulaufen.
Beobachten wir unsere Hunde und treten wir mit ihnen in ihre Welt ein. Es ist eine Welt, die so einfach ist, dass es kaum noch in unsere Welt passt, die wir uns selbst verkompliziert haben. Hunde lehren uns, dass weniger so viel mehr sein kann und dass es zu unserem inneren Glück gar nicht so viel braucht, wie uns eine geschäftstüchtige Industrie einreden will.
Berücksichtigen wir bei unseren Beziehungen das einfache Prinzip von Ursache und Wirkung können wir erkennen, dass es nicht immer unser Gegenüber ist, der nicht „funktioniert“, sondern dass wir die Ursache für die Wirkung sind. Dies gilt auch und besonders in der Beziehung mit unseren Hunden. Im Gegensatz zu vielen unserer Mitmenschen sind Hunde ehrlich, und das immer.
Wenn aber der Mensch die Ursache und der Hund die Wirkung ist, wie kommt man da auf die Idee, dass man seinem Hund sein sog. Fehlverhalten abtrainieren kann? Bei manchen Hunde kann dies sogar funktionieren, bei vielen aber ist die vermeintliche Besserung lediglich temporär. Wird die Ursache nicht erkannt, aneinander vorbei kommuniziert und der Hund in seiner Not alleingelassen, wird sich die Ursache ihren Weg ins außen suchen.
Hören wir auf, unsere kostbare Energie damit zu vergeuden, uns an Wirkungen oder Symptomen abzuarbeiten, die uns auf Dauer keine Lösung bringen wird. Konzentrieren wir uns auf die Ursachen und geben wir zu, dass das durchaus auch wir sein können. Dann sind wir auf dem Weg, eine dauerhafte Lösung zu finden.
Wir können andere nicht ändern, sondern nur uns selbst. Diese Änderungen müssen meist nicht groß sein und doch können sie eine enorme Wirkung auf unser Umfeld haben. Eine kleine Änderung kann sein, wenn wir wieder kommunizieren, anstatt nur Informationen auszutauschen und darauf achten, was uns unser Gegenüber wirklich mitteilt. Dies gilt ganz besonders im Umgang mit unseren Hunden, denen wir niemals etwas vormachen können.
Hören wieder auf die Stimme, die uns niemals belügt. Es ist unsere innere Stimme, unser Bauchgefühl, anstatt uns von außen verunsichern und uns in Richtungen lenken zu lassen, die wir niemals gehen würden, wenn wir auf unseren Bauch gehört hätten.
Haben wir den Mut, wieder zu uns zu stehen, so wie wir sind und lassen wir uns nicht zu jemanden machen, der wir nicht sind. Dann sind wir authentisch, dann können wir eine neue Wirkung im Außen erzielen und dann können wir auch das Glück finden, das wir im Grunde so lange gesucht haben.
Meist ist es unser wahres Ich, gefunden durch unseren Hund! Weil er nie ein Buch darüber gelesen hat, wie er zu sein hat und welche Kommandos er befolgen muss, um ein guter Hund zu sein!
©Marion Höft