
Es helikoptert auch in der Hundewelt.
Im Sommer wird Asphalt tunlichst vermieden. Im Netz sind schließlich unzählige Warnhinweise und Bilder von Hunden mit verbrannten Pfoten zu sehen.
Während der kalten Jahreszeit darf um Himmels Willen keinesfalls gefrorener Boden betreten werden. Die Gefahr von Erfrierungen an den empfindlichen Hundefüßchen ist einfach zu groß.
Ist der Boden gefroren, werden den Hunden Winterschuhe angelegt.
Sobald die ersten Wolken am Himmel zu sehen sind, wird dem Hund ein Regenmäntelchen übergestülpt. Der arme Kerl mag keinen Regen und muss vor den schmerzhaften Regentropfen geschützt werden.
Beim Gassi wird streng darauf geachtet, dass der Hund kein Stück Holz ins Maul nimmt. Dies könnte splittern und das zarte Hundemaul verletzen.
Die Fütterung von Knochen kommt überhaupt nicht in Frage. Stücke könnten sich im Hals quer stellen und es droht der Erstickungstod.
Gefüttert wird mindestens drei mal täglich sonst droht eine Magendrehung. Liebende Hundemenschen füttern aus der Hand. Der Hund könnte sich sonst bei zu schnellem Verschlingen verschlucken.
Fleisch hat tödliche Keime, Trockenfutter zu viel Getreide und Naßfutter macht die Zähne kaputt. Der besorgte Mensch kocht seinem Schatz seine Lieblingsspeise selbst.
Leistungswasser ist zu kalkhaltig und es drohen Kalkablerungen im Hundekörper. So wird nur feinstes französisches Mineralwasser in die Designernäpfe gefüllt.
Die Zähne müssen geschützt und strahlend weiß sein. Besonderen Schutz bietet eine Zahnpflege mit Hundezahnpasta und Hundezahnbürste. Nach jedem Fressen wird geputzt. Es könnten sich sonst heimtückische Ablagerungen am Hundezahn bilden. Zahnausfall muss dringend vorgebeugt werden.
Würmer? Igitt der arme Wauzi. Alle drei Monate bekommt der umsorgte Hund seine Wurmkur, sicher ist sicher.
Regelmäßige Spot Ons müssen sein- rein vorsorglich versteht sich. Welch unsagbare Qual müsste der Hund erleiden, wenn er sich eine todbringende Zecke einfangen würde.
Die Sorge um die Gesundheit des Familienmitglieds ist riesengroß. So wird der Hund regelmäßig geimpft und bekommt das rundum sorglos Paket. Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig!
Hört man ein Nießerchen, wird sofort der Tierarzt aufgesucht. Liebling könnte schwer erkrankt sein und der Mensch braucht Gewissheit.
Der Hund hat keine Lust zum Spielen und schläft fast den ganzen Tag? Ach herrje, der Hund ist depressiv und braucht dringend pharmazeutische Unterstützung!
Um einer Depression vorzubeugen, muss der Hund beschäftigt werden, laufen am Fahrrad stundenlang, Gassi mind. drei Stunden am Tag und wöchentlich Agility.
Um den Hundekopf fit zu halten werden einige Male am Tag Gehorsamkeitsübungen absolviert, soll dies doch das Gehirn fit halten und eine Demenzerkrankung verhindern.
Damit das Hündchen seinen Menschen auch wirklich treu ergeben ist, müssen die Grundkommandos sitzen. Also wird geübt, geübt und geübt.
Der Hund hat sich im Schlamm gewälzt? Alarmstufe rot! Der Hund muss dringend mit medizinischem Shampoo gründlichst gewaschen werden. Ist doch die Gefahr einer juckenden Hauterkrankung viel zu groß.
Die Bindung macht das Zusammenleben erst lebenswert. Also wird jeden Tag ausgiebig gebürstet und gestreichelt, soll dies doch die Liebe unserer Hunde zu uns enorm befördern.
Obwohl auch Chihuahua und Co. mit 4 Pfoten ausgestattet sind, werden sie getragen, auf dem Arm des besorgten Menschen oder in einer Tasche. Das kleine Hündchen könnte sich ja verletzten.
Von dieser speziellen Form der menschlichen Helikopteritis sind vor allem kleine Hunde betroffen.
Ist der Tag vollbracht und der Mensch erschöpft, wird sich schlafen gelegt. Der geliebte Hund aber darf keinesfalls auf dem kalten Boden liegen. Könnte dies doch eine rheumatische Erkrankung der empfindlichen Hundegelenke bewirken.
Ein weiches Bettchen muss es sein und der Ergonomie des Hundes angepasst.
Die an Helokopteritis erkrankten Hundeeltern haben eines aus ihrem Blickwinkel verloren: Hunde sind perfekt aufs Überleben programmiert.
Holz dient ihnen als natürliches Entwurmungsmittel, der Verzehr von Knochen reinigt die Zähne, der Verzehr von Fell reinigt den Darm, das Wälzen im Dreck dient der Fellpflege und gegen Borreliose haben unsere Hunde ein natürliches Abwehrsystem.
Damit unsere Hunde gut durch Hitze oder Kälte kommen, sind sie die perfekten Energiesparmeister. Sie fahren ihren Energieverbrauch auf das nötigste herunter und bewegen sich nur, wenn es unbedingt sein muss.
Um Fressen zu besorgen, gehen sie auf die Jagd. Diese Jagd ist aber kein stundenlanges Laufen im Höchsttempo. Erkennen unsere Hunde dass Sie die Beute nicht erreichen können, wird die Jagd abgebrochen und auf die nächste Chance gewartet.
So haben sie über Jahrtausende ohne des Menschen Fürsorge überlebt.
Wir umsorgen sie, wir bemuttern sie, wir behüten sie und wir beschäftigen sie.
Das Wichtigste aber, damit ein Hund fit bis ins hohe Alter bleiben kann, geben wir Ihnen kaum:
Führung und ihre dringend benötigten Aus- und Ruhezeiten!
Vielleicht einfach über diese Worte nachdenken, auch schmunzeln und bedenken, dass weniger so viel mehr sein kann!
©️Marion Höft