Immer noch gilt der Begriff Dominanz als Inbegriff aller Probleme, seien es Verhalten, Aggressionen oder einfach nur wenn der Hund nicht hört.
Immer wieder hören betroffene Hundehalter, dass Ihr Hund dominant sei und man ihm zeigen muss, wo der Hammer hängt.
Es ist noch gar nicht so lange her, da wurden Stachelhalsbänder, Telektakt oder auch Tritte und Schläge verwendet, um den Hund zu zeigen, wer der Chef ist. Leider gibt es diese „Erziehungsmethoden“ immer noch. Respekt und Vertrauen erreicht man dadurch aber nicht. Allenfalls werden die Hunde gebrochen, nicht wenige parieren schlichtweg aus purer Angst.
Was aber ist Dominanz?
Dieses ist einfach zu erklären: Individuum A schränkt die Rechte und Freiheiten von Individuum B ein und gesteht sich selber diese Rechte und Freiheiten, was von B akzeptiert wird.
Dominanz ist immer beziehungsspezifisch und ist zeit- und situationsabhängig.
Und hier liegt die Ursache des Problems. Wir Menschen verbinden den Begriff Dominanz häufig mit Aggression, wir wollen unseren Willen auf Biegen und Brechen durchsetzen.
Ein gutes Beispiel hierfür sind die Diskussionen über die Erziehung unserer Hunde. Diese Diskussionen lassen häufig jede Sachlichkeit vermissen, jeder will seine Überzeugung durchsetzen - also Menschen mit anderer Meinung dominieren.
Auch im Berufsleben erleben wir häufig dominante Menschen, die Chefs. Sie erlassen Anweisungen und setzen diese durch, nicht selten mittels Drohungen oder Zwang. Den Mitarbeitern bleibt häufig nichts anderes übrig als sich zu unterwerfen.
Wir missbrauchen den Begriff „Dominanz“, um zu befehlen und Macht auszuüben.
Dominanz in der Welt der Hunde spielt sich ganz anders ab.
Beruhigend für Halter eines sog. dominanten Hundes sollte sein, dass kein Hund die Weltherrschaft anstrebt. Eine gesunde Beziehung braucht Regeln innerhalb eines Handlungsspielraums. Klare Regeln und Grenzen sind keine Verschlechterung für unsere Hunde, im Gegenteil: diese schaffen Klarheit. Diese Klarheit wiederum gibt unseren Hunden die Orientierung und Sicherheit, die für eine gesunde Mensch-Hund-Beziehung essenziell ist.
Heftig wird auch darüber diskutiert, ob wir mit unseren Hunden ein klassisches Rudel bilden. Die Antwort ist ein klares Nein! Wir leben mit unseren Hunden in einem Sozialverband zusammen, in dem jemand die Regeln festlegen muss, damit das Zusammenleben funktionieren kann. Vorgesetzte werden Hunde niemals akzeptieren. Bedenken sollte man aber, dass für Hunde unsere Wortkreationen keine Bedeutung haben und solche Diskussionen ein rein menschliches Problem sind. Es ist nicht wichtig, wie man ein Zusammenleben benennt, sondern wie man es lebt.
Für Hunde ist wichtig, ob wir ihr Vertrauen verdienen. Sie schließen sich Menschen an die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und die Führungsposition zu besetzen.
Diese Führungsposition sollte souverän, ruhig und stabil ausgeführt werden. Nur so erreichen wir, dass sich unsere Hunde freiwillig an uns orientieren. Dazu braucht es nicht viel, lediglich soziale Kompetenz sowie die Bereitschaft an sich zu arbeiten.
Mit dem krampfhaften Dominieren wollen unserer Hunde hindern wir uns selbst daran, die wirklichen Bedürfnisse unserer Hunde zu erkennen und sie als das zu sehen, was sie sind: Hunde!
Mit dem krampfhaften dominieren wollen unserer Hunde hindern wir uns selber daran, die wirklichen Bedürfnisse unserer Hunde zu erkennen und sie als das zu sehen was sie sind: Hunde!
Respekt und Vertrauen kann man weder befehlen noch trainieren. Den Respekt unserer Hunde müssen wir uns erarbeiten und uns ihr Vertrauen verdienen - durch aus ihrer Sicht schlüssiges Handeln und Standfestigkeit.
Wie immer gilt: „Erst wenn der Mensch sich ändert!“
©️Marion Höft